hr-iNFO-Büchercheck: Bestimmt wird alles gut von Kirsten Boie und Jan Birck

hr-iNFO-Büchercheck: Bestimmt wird alles gut von Kirsten Boie und Jan Birck

15.09.2016

Auf einmal sind sie da, an den Schulen, in den Klassen: die Flüchtlingskinder. Aber wie bringe ich einem Grundschulkind bei, was Flüchtlinge sind? Wovor sie geflohen sind und warum sie es hier in der „Fremde“ erst mal nicht leicht haben? Ein Kinderbuch über das Flüchten und das Ankommen, in arabischer und in deutscher Sprache.
hr-iNFO Büchercheckerin Corinna Tertel hat das Kinderbuch gelesen.

Worum geht es?
Die zehnjährige Rahaf erzählt von zu Hause, von Homs in Syrien, als noch alles gut war. Davon, wie die Flugzeuge mit dem Bomben kamen, von der Flucht übers Mittelmeer ohne Geld und Gepäck, vom Containerleben in Deutschland. Von Angst, von Heimweh und davon, dass sie in der Schule kein einziges Wort verstanden hat.

Wie ist es geschrieben?
„Bestimmt wird alles gut“ ist eine wahre Geschichte, die Kirsten Boie von einem Flüchtlingskind erzählt bekommen hat und hier nacherzählt. Mit kurzen, einfachen Sätze, einer kindlichen Perspektive und Sprache.

„Darum wussten jetzt alle Leute auf dem Schiff, dass die Schleuser Verbrecher waren, keine guten Menschen. Sie wollten den Flüchtlingen gar nicht helfen, aus dem Krieg in ein sicheres Land zu kommen. Sie wollten nur ganz viel Geld verdienen. Als es Nacht geworden war, haben alle Menschen versucht, sich an Deck auf dem Boden auszustrecken. Aber da war längst nicht genug Platz. „Mir ist so kalt!“ hat Rahaf wieder geflüstert. Papa hat seinen Pullover ausgezogen und ihn über sie gebreitet. „Jetzt ist dir warm!“, hat Papa gesagt. Schlaf schön, meine Rahaf.“

Für Kinder von hier, um zu verstehen, was es bedeutet, Flüchtling zu sein, und für geflüchtete Kinder, um sich ein wenig wiederzufinden.
Und weil’s ein Kinderbuch ist, gibt’s natürlich auch Bilder. Die Illustrationen von Jan Birck sind überwiegend in grau gehalten. Das bedrohliche Mittelmeer, die Menschenmengen am Bahnhof und mittendrin die sorgenvollen Gesichter von Rahafs Familie wirken beklemmend. Doch hoffnungsvolle Momente sind bunt gezeichnet: Wie die nette Mitschülerin, zu der Rahaf erste Kontakte knüpft.

Wie gefällt es?
Die Geschichte der zehnjährigen Rahaf geht ganz schön unter die Haut. Es Kindern vorzulesen ohne an manchen Stellen schwer zu schlucken geht kaum. „Ab 6 und für alle“ steht als Altersempfehlung auf der Rückseite. Kindern ab 7 oder 8 würde ich sie vorlesen, nicht früher. Es ist ein trauriges Buch, aber auch ein hoffnungsvolles. Aber in jedem Fall
eins, dass selbst Erwachsenen nicht besser Empathie für Flüchtlingsschicksale nahebringen könnte. Allein deshalb in meinen Augen schon absolut lesens- und vorlesenswert.

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gebundenes Buch, 48 S.
Sprache: Deutsch
Klett Kinderbuch Verlag GmbH
ISBN: 9783954701346